Nachdem wir in diesem Jahr unter anderem auf dem Saale-Radweg von Halle nach Wulfen gefahren sind und auch auf dem Elbe-Radweg wieder einen Abstecher zum Schiffshebewerk nach Rothensee gemacht haben, führte uns auch die Ländertour nicht in die Ferne.
Zu unserer Ländertour anlässlich unseres 10-jährigen Vereinsjubiläums, blieben wir im Lande. Zeitz hieß vom 30.09. bis 02.10.2011 unser diesjähriges Ziel.
Wir trafen uns am Freitag im Hotel & Restaurant „Maximilian“ und schwelgten beim Abendessen in Erinnerungen. Immerhin haben wir schon 9 Bundesländer besucht, da gab es Einiges zu erzählen.
Eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei auch das jeweilige Wochenendwetter und da hatten wir für unser Jubiläumswochenende in diesem Jahr beste Voraussagen.
Am Sonnabend starteten wir dann unterirdisch. In Zeitz gibt es ein Führungsgangsystem „Unterirdisches Zeitz“, das zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der über tausendjährigen ehemaligen Bischofs- und Herzogstadt gehört.
Wir besichtigten zahlreiche unterirdische Gewölbe und Ganganlagen im Zentrum der Stadt, die frühere Zeitzer Generationen in den Buntsandstein getrieben haben. Wir waren kreuz und quer im Untergrund unterwegs und überwanden dabei sogar verschiedene Stockwerke.
Durch den Buntsandstein als Untergrund und das teilweise Ausmauern der Gänge mit Bögen, war die Stabilität der darüberstehenden Häuser nicht gefährdet. Wir erfuhren, dass diese Kellergewölbe in erster Linie der Bierlagerung dienten, das damals im Mittelalter ein wichtiges Grundnahrungsmittel war, denn die Kartoffel kam erst später nach Europa. Viele Gänge und Gewölbe wurden in der Vergangenheit aber auch zugeschüttet, verfüllt oder durch Kriegsschäden zerstört. Der Verein „Unterirdisches Zeitz“ hat sich seit 1990 um die Wiederherstellung des Gang- und Gewölbesystems gekümmert und wir waren beeindruckt von dieser Leistung.
Wieder aufgetaucht, begrüßte uns strahlender Sonnenschein und Musik an allen Ecken. Die Zeitzer feierten ihr jährliches Zuckerfest. Die ganze Innenstadt war auf den Beinen. Es gab viele Aktionen, verschiedene Bühnen mit Programmen und den längsten Zeitzer Zuckerkuchen. Der war ca. 55 m lang und schmeckte ganz hervorragend.
Im Anschluss an den Stadtfestbummel machten wir uns auf den Weg zum „Herrmannschacht“ um weitere geschichtliche Einblicke zu erhalten. Überraschender Weise ging es hier nicht in den Untergrund, sondern in die Höhe.
Der Herrmannschacht ist 1889 erbaut und die älteste erhaltene Brikettfabrik der ersten Generation auf der Welt. Sie ist nach dem früher dazu gehörenden Schacht und ihrem früheren Besitzer benannt.
Heute ist die Brikettfabrik ein technischer Museumskomplex, in dem sehr anschaulich die Herstellung von Braunkohlebriketts dargestellt wird. Hier erhielten wir bei einer Führung viele Informationen zur Geschichte der Fabrik, der Braunkohleförderung und der technischen Geräte. Wir verfolgten den Weg der geförderten Braunkohle und kletterten dabei sogar auf das Dach der Fabrik.
Das ganze Fabrikgelände wurde im Zuge der Landesgartenschau 2004 umfangreich hergerichtet und bietet viele verschiedene Aspekte der Kohleentstehung und -gewinnung. Wir besichtigten nicht nur die Brikettfabrik, sondern auch den Braunkohlenwald, eine riesige Jahrtausende alte Mooreiche und ein Ofenmuseum. Inzwischen gibt es auch einen „Kohle-Radweg“ auf dem man die Geschichte des Bergbaus der Region erkunden kann.
Nach der vielen Technik entspannten wir uns wieder beim Stadtfest, genossen das schöne Wetter, die musikalischen Höhepunkte des Festes und feierten abends unser Vereinsjubiläum im gemütlichen Gasthaus am Neumarkt.
Auch der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre. Bei strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen, gingen wir zum Schloss Moritzburg.
Dort konnten wir uns mit der Geschichte von Zeitz als Bischofssitz vertraut machen, die industrielle Geschichte der Kinderwagenherstellung erforschen oder einfach nur dem herbstlichen Markttreiben mit Händlern, Winzern und Handwerkern aus der Region folgen, denn an diesem Sonntag fand auf Schloss Moritzburg im Schlosshof und Schlosspark ein Herbstmarkt zum Erntedankfest und dem „Tag der Regionen“ statt.
So beendeten wir unsere Reise mit Zeitzer Spezialitäten und vielen schönen Eindrücken. Diese Reise wird uns nicht nur wegen des sommerlich schönen Wetters in guter Erinnerung bleiben.
J. Streuber